Für Kinder

Beim Fasnetunterricht an der Realschule bitte ich zu Beginn der Stunde die Schüler immer, kurz aufzuschreiben, was ihnen zum Begriff Fasnet einfällt. „Traditionell“ tauchen immer wieder Begriffe wie „saufen“ und „besoffen sein“ auf. Natürlich gehen wir sofort auf diese Begriffe ein und versuchen, unsere Schüler davon zu überzeugen, dass wir unsere Fasnet eben nicht mit Alkohol und Drogen verbinden, sondern mit Spaß, Freude und vor allem sehr viel Tradition. Schließlich gehört unsere Hüfinger Fasnet zu den ältesten Fasnet-Hochburgen überhaupt. Bereits aus dem Jahre 1560 stammt der erste schriftliche Beleg für das Vorhandensein der Hüfinger Fasnet. Wir nehmen aber an, dass es bei uns schon sehr viel früher hoch her ging.

Aber wo kommt die Fasnet her? Es existieren mehrere Theorien, von denen zwei kontrovers diskutiert werden. Die ältere der beiden besagt, Fasnet sei ein alter Brauch, der im frühen Mittelalter dazu diente, in furcherregenden Verkleidungen den Winter zu vertreiben. Wenn man bedenkt, wie „einfach gestrickt“ die Menschen damals waren, dass sie an Teufel, Hexen und Dämonen glaubten, so ist diese Theorie einleuchtend und auch glaubhaft.

Ein anderer Ansatz kommt von Werner Mezger, einem Heimatkunde-Professor an der Uni Freiburg. Mezger geht von den Begrifflichkeiten für die närrischen Tage aus. Nehmen wir zum Beispiel das im Rheinland vorkommende Wort „Karneval“. Dieses kann man aus den beiden italienischen Begriffen „carne“ und „vale“ herleiten, was so viel wie „fleischlos“ bedeutet. Gehen wir in den Süden, dann treffen wir auf den Begriff „Fastnacht“, welches zweifellos die Nacht vor der Fastenzeit, die ja an Aschermittwoch beginnt, beschreibt. Nun muss man wissen, dass es im Mittelalter keine Kühlschränke gab. Die Speisen hätten also die lange Fastenzeit nicht überlebt, deshalb musste man vorher alles verzehren. Da das aber nicht an einem Tag ging wurde über mehrere Tage hindurch gegessen und getrunken, was die Speisekammer hergab. Vom Schmutzige Dunnschtig bis zum Fasnet Zieschtig sind es ja bekanntlich sechs Tage und da kann man schon viel verdrücken. Der Schmutzige Dunnschtig als Beginn der Fasnetszeit kommt übrigens nicht von „Schmutz“ oder „Dreck“, sondern von „Schmotz“, früher der Begriff für Schmalz, das als erstes verzehrt werden musste. So etablierte sich also unsere heutige Fasnet. Sie ist der Theorie nach also kirchlichen, genauer gesagt katholischen Ursprungs.

Warum aber sieht man an der Fasnet so kunstvolle Häser? Früher lag Hüfingen an einer belebten Handelsstrasse. Über Schaffhausen kamen Wanderschauspielbühnen nach Hüfingen, die von hier aus nach Villingen und Rottweil weiter zogen. Diese Schauspieler waren hauptsächlich italienischen Ursprungs und brachten kunstvolle Kleider mit. So entwickelte sich also aus der sogenannten „Comedia del Arte“ der Heine, ein Vorfahre des Hüfinger Hansels. Aus diesem Grund muss man, wenn man von der Villinger oder Rottweiler Fasnet spricht, unbedingt auch die Hüfinger Fasnet erwähnen. Dass die Villinger und Rottweiler bekannter sind ist zum einen am Marketing und zum anderen in der Größe der Städte begründet.

Wie in Villingen und in Rottweil gibt es auch in Hüfingen den Weißnarren, auch Hansel genannt. Unser Hansel ist durch seine Vielfältigkeit bekannt. Jeder Hansel weist eine andere Bemalung auf, ist also ein Unikat. Das Rückenbild ziert in der Regel das Porträt einer bekannten Hüfinger Persönlichkeit. Der übrige Stoff wird mit Blumenmustern der hiesigen Region bemalt, z.B. Rosen, Mohn, u.a. Die Hüfinger Hansel-Häs Malerei ist in ihrer Gestaltung eine freie Malerei, Hilfsmittel wie Pausen oder Schablonen sind für Hüfinger Häsmaler absolut tabu. Wichtigste Aufgabe des Hüfinger Hansels ist das Strählen, dabei werden übers Jahr gesammelte lustige Begebenheiten in Hüfinger „Losementen“ (Gaststätten) den interessierten Zuhörern bekannt gegeben. Traditionsgemäß führt der Hansel ein Schwert oder einen Krug bei sich. In früheren Zeiten war der Krug mit Bier oder Most gefüllt, aus dem die gestrählten Personen zum Trost trinken durften. Heute wird der Hansel von einem Gretle in Baaremer Tracht begleitet.

Der bekannteste Hüfinger aber ist unser Baptist, der Erznarr der Narrenstadt Hüfingen. Er geht auf das Jahr 1748 zurück, als Hüfingen noch im Regierungsbezirk des Hauses Fürstenberg lag. Zu jener Zeit wurde die Fasnet wegen einer Staatstrauer verboten. Der Schneider Baptist Moog jedoch bekam vom Oberamtmann die Erlaubnis, wenigstens aus dem Fenster heraus mit den Kindern Fasnet machen zu dürfen. Kurzerhand hängte er sich das Fenster um den Hals und ging damit auf die Strasse.

Viel Freude macht es mir, wenn ich unsere Umzüge betrachte. Seit einigen Jahren zieht der Umzug der Kinderhexen durch unsere malerische Hinterstadt und am Schmutzige Dunnschtig steigt unser Kinderumzug, der übrigens seit Jahrzehnten von den Kindern, Jugendlichen, Lehrern und Erziehern unserer Grund- und Hauptschule sowie von Mariahof gestaltet wird. Unser Umzug am Fasnet Mentig wird von Jahr zu Jahr größer und der Umzug am Fasnet Zieschtig von Jahr zu Jahr schöner.

Mit einem närrischen Narri, Narro bedanke ich mich für die Aufmerksamkeit.

Thomas Schmid
Zunftmeister